14 Jahre Syrienkrieg – Plötzlich alles vorbei?
Sicherlich habt ihr bereits in den Nachrichten davon gehört. Wahrscheinlich hat es euch nicht weiter interessiert, obwohl wir von Schlagzeilen umgeben seid: „Der Krieg in Syrien beendet?“, „Der vergessene Krieg“, „Mohammed al-Golani – radikaler Islamist an der Macht?“ Vieles scheint noch unklar. Wie hat alles überhaupt angefangen, und was ist kürzlich passiert? In diesem Artikel möchte ich viele Fragen klären, unter anderem auch diese, und euch einen Überblick verschaffen.
600.000 Tote, 6,8 Millionen Vertriebene (das entspricht ungefähr der Bevölkerung Serbiens), 250.000 Gefangene und Tausende Vermisste. Seit 13 Jahren und sechs Monaten herrscht in Syrien ein grausamer Krieg. Dieser Krieg zerstörte Familien, ruinierte die Zukunftsaussichten zahlloser Kinder, ließ 80 % der 22 Millionen Bürger in Armut leben und verwandelte das einst schöne Land am Mittelmeer in einen Friedhof voller Ruinen. Aber wie konnte es so weit kommen?
Wie alles begann:
Um das klarzustellen, sollten wir in die Vergangenheit reisen. Es ist das Jahr 2011. Nach dem Tod von Hafiz al-Assad sind bereits elf Jahre vergangen. Seitdem regiert sein Sohn Baschar al-Assad. Hafiz al-Assad war ein Diktator. Er ließ jegliche Opposition überwachen, Proteste der Bürger gewaltsam niederschlagen, die Meinungsfreiheit einschränken und Statuen von sich errichten, die ihn als „Retter der Nation“ darstellten – all das, um die Kontrolle über das Land zu behalten.
Seit drei Jahrzehnten wünschten sich die Menschen zu Recht einen wirklichen Retter der Nation, jemanden, der ihnen Freiheit und Vielfalt gewährt und ihre Wünsche nicht ignoriert. Dann war es soweit: Der sogenannte Hoffnungsträger Baschar al-Assad trat in Erscheinung. Er versprach dem Volk zu jener Zeit Undenkbares – und genau das bekamen sie auch. Wenn auch in einer völlig anderen Form. Doch so weit sind wir noch nicht.
Es ist Frühling im Jahr 2011, als die Menschen genug hatten. Alles blieb unverändert. Baschar al-Assad setzte lediglich das fort, was sein Vater begonnen hatte – von wegen neues Syrien. Zu diesem Zeitpunkt gingen Menschen in benachbarten Ländern auf die Straße, um ebenfalls für Freiheit zu demonstrieren. Viele arabische Staaten, wie Tunesien und Ägypten, waren ihnen bereits voraus. Nur in Syrien herrschte Ruhe.
Ein paar Jungen, zwölf Jahre alt, wollten das ändern – und tatsächlich löste ihre Einmischung einen Bürgerkrieg aus. Was haben sie gemacht, fragt ihr euch? Sie kauften sich heimlich Spraydosen und sprühten auf die Mauer des Schulgeländes regierungskritische Sprüche wie: „Nieder mit dem Präsidenten!“ Sie ahnten nicht, welche Folgen das haben würde.
Ein Junge berichtete später, (Triggerwarnung):
„Sie haben uns geschlagen, sie sagten, sie bringen uns um. Sie haben uns in ein Badezimmer geschleppt, die Dusche aufgedreht, und als wir nass waren, haben sie uns Elektroschocks verpasst. Sie haben uns an den Armen aufgehängt, der Schmerz in den Schultern war unerträglich. Manchmal hingen wir einen ganzen Tag an der Wand, unsere Füße konnten kaum den Boden berühren. Bis wir gestanden.“
Ihre Eltern protestierten – sie wussten nicht, wo ihre Kinder waren, obwohl sie große Angst hatten, selbst die Nächsten zu sein. Aus diesen kleinen Protesten wurden Massenproteste. Mittlerweile ging es nicht mehr nur um die verschleppten Kinder, sondern um die Freiheit des Volkes.
Wie eine Lawine verbreiteten sich die Demonstrationen: beginnend in Darʿā, über Homs und Hama, bis in die Hauptstadt Damaskus. Nach einem Monat kamen die Jungen zurück, aber da war das syrische Volk nicht mehr aufzuhalten.
Die Regierung reagierte gewaltsam: Sie setzte scharfe Munition und Panzer gegen die Bürger ein und begann mit Massenverhaftungen. Viele Unschuldige, darunter auch Frauen und Kinder, wurden in Foltergefängnisse verschleppt. Städte wurden belagert, um die Kontrolle zu behalten.
So entwickelte sich aus friedlichen Protesten der bekannte Bürgerkrieg – ein Konflikt mit Tausenden Verlusten, der zum Beginn eines grausamen Krieges führte.
Die Eskalation des Krieges
Was als friedliche Protestbewegung begann, entwickelte sich rasch zu einem brutalen Bürgerkrieg mit schlimmen Folgen. Nachdem die syrische Regierung mit äußerster Härte gegen Demonstranten vorging, bildeten sich erste bewaffnete Widerstandsgruppen. Eine davon war die Freie Syrische Armee (FSA), die aus abgesprungenen Soldaten bestand und sich das Ziel setzte, das Assad-Regime zu stürzen. Doch die Hoffnung auf eine gemeinsame Opposition verschwand schnell: Der Konflikt wurde durch das Auftreten extremistischer Gruppen wie der al-Nusra-Front, einem Ableger von al-Qaida, und später des sogenannten Islamischen Staates (IS) immer komplexer.
Parallel dazu geriet Syrien ins Visier der internationalen Mächte. Russland und der Iran unterstützten Assad, indem sie Waffen, Truppen und finanzielle Mittel bereitstellten. Russlands Luftangriffe ab 2015 stärkten Assads Position erheblich und richteten sich oft nicht nur gegen Terrorgruppen, sondern auch gegen gemäßigte Oppositionskräfte. Auf der anderen Seite unterstützten westliche Länder wie die USA, Frankreich und Großbritannien bestimmte Rebellenfraktionen, was jedoch durch mangelnde Einheit und klare Ziele erschwert wurde. Die Türkei rückte in Nordsyrien ein, offiziell, um kurdische Milizen zu bekämpfen, die sie als Bedrohung ansieht.
Bereits zu Beginn setzte die syrische Regierung auf extreme Gewalt, um die Proteste zu unterdrücken. Dabei kam es zu unzähligen Fällen von Folter, Vergewaltigung und willkürlichen Massenverhaftungen. Besonders erschreckend war der Einsatz von Chemiewaffen, bei dem 2013 das Massaker in Ghouta mit Giftgasangriffen stattfand, bei dem Hunderte Zivilisten ums Leben kamen – ein Verbrechen, das international verurteilt wurde, aber ohne Konsequenzen für das Assad-Regime blieb.
Tausende von Familien verloren ihre Häuser und mussten in die Nachbarländer flüchten. Die Menschen erlebten tagtäglichen Terror, mussten vor Bomben und Schüssen fliehen und sahen sich in den Flüchtlingslagern mit unvorstellbaren Lebensbedingungen wieder. So entwickelte sich schnell ein Stellvertreterkrieg. Das heißt, viele Länder aus den verschiedensten Regionen mischten sich ein. Sie schickten Soldaten und Waffen um ihre bevorzugten Gruppen in Syrien durchzusetzen. Diese waren sowohl politisch als auch religiös bestimmt. Jeder kämpfte gegen jeden und wer leidete? Wie in jedem Krieg, die Zivilisten, die Unschuldigen und die zahlreichen Kinder. Meine Eltern entschieden sich aus diesem Grund auch für die Flucht. Damit wir, eine gute Zukunft haben.
Der Sturz Assads
Kehren wie zurück zu dem Tag an dem Geschichte geschrieben wurde. Es ist der 07. Dezember 2024, als dieser Satz stundenlang im Fernseher zu sehen war: ,,Sieg der großen Revolution und Sturz des kriminellen Assad-Regimes“. Der Diktator ist gefallen. Seit 54 Jahren gelang es niemandem die Assad-Herrschaft zu beenden. Wer und wie hat das nun geschafft?
Anfang 2017 wurde eine Organisation, als Reaktion auf die Friedensgespräche, gegründet. Hayat Tahrir asch Sham, was übersetzt so viel heißt wie „Organisation zur Befreiung des Shams“. Diese Gruppe besteht aus einigen Kämpfern der al-Qaida Front, deren Anführer Al-Dschulani heißt. Ende 2023 planten sie Assad anzugreifen und die syrische Bevölkerung zu befreien. Ende November 2024 war dann die Chance. Russland war beschäftigt mit der Ukraine und die Hisbollah Miliz geschwächt durch Israel, das heißt Assad hatte zu dem Zeitpunkt keine richtige Unterstützung. Dann ging es los: Zuerst rückte die HTS von Idlib nach Aleppo bis nach Hama. Die Regime-Soldaten zogen sich schnell zurück und gaben, aus Furcht, teilweise schnell auf, dennoch zerstörten sie wichtige Dokumente. Am 07. Dezember hatten sie dann die vollständige Kontrolle über die Großstadt Homs. Die Hauptstadt Damaskus konnte dann nahezu ohne Wiederstand eingenommen werden.
Die Menschen gingen auf die Straße, feierten und betraten seine vielen Paläste. Die Weißhelme (Organisation zur Hilfe der Zivilisten vor Ort) befreiten einige Insassen der Foltergefängnissen. Dabei mussten sie mit schweren Hammern, den Boden aufbrechen, da die Gefängnisse viele Geheimkeller haben. Die Begeisterung war überall im ganzen Land, denn die Vorstellung, dass Assad mal fliehen würde, war kaum vorhanden. An diesem Tag hat sich plötzlich das Blatt gewendet, denn der Diktator floh mit all seinem Gold, wie ein Flüchtling wartend auf seine Strafe und das Volk kehrte frei mit Inspiration für ihr eigenes Land zurück, denn innerhalb von dieser kurzen Zeit, sind bereits 250.000 Menschen heimgekehrt.
Die Zukunft Syriens
Aber wie sieht es denn nun aus, mit Syrien? Zwar wurde das Volk von dem Diktator befreit, aber dennoch ist ein Großteil des Landes zerstört. Alles mal eben so aufzubauen, ist unmöglich. Aufgrund des Krieges leben 80% der Bürger in Armut. Der jetzige politische Führer des Landes, ist Ahmad al-Sharaa. Dieser hat bereits die HTS aufgelöst und eine Übergangsregierung gebildet, dafür hat er auch viele ehmalige Sicherheitsbehörden entlassen, aber einige musste man übernehmen, was sehr verständlich ist. Dennoch werden die Wahlen erst in vier Jahren stattfinden, damit die Lage sich in Ruhe verbessern kann. Der neue Machthaber habe aber angekündigt, dass das Land nach einem Jahr schon massive Veränderung sehen wird, ob dies aber tatsächlich der Fall wird, ist noch unklar.
Schluss
Nach ungefähr 55 Jahren Herrschaft der Familie Assad und Terror gegen das ganze Volk, ist es nun vorbei. Die Bürger, Gefangene und Kinder wurden befreit und Syrien bewegt sich in Richtung Demokratie. Natürlich ist noch nicht klar was alles passieren wird, aber ich wollte euch gerne ein Bild übermitteln, damit ihr ein wenig Bescheid wisst. Sowohl über Die Enstehung, den Verlauf als auch die jüngsten Ereignisse. Ich hoffe, mein Beitrag hat euch weitergeholfen! Alles was in diesem Artikel zu lesen ist, bezieht sich auf die Ereignisse bis Anfang 2025. Es könnte sein, dass sich etwas im Nachhinein verändert hat.
