„Unser Herz ist in Deutschland, aber unsere Seele in Syrien“

Silin (5a) ist 10 Jahre alt und vor fast sechs Jahren mit ihrer Familie von Syrien nach Deutschland geflohen. Uns hat sie von ihrer bewegenden Geschichte und ihrem besonderen Vorhaben erzählt…

LoNews: Hallo Silin, wir freuen uns, dass du dich bereiterklärt hast, mit uns dieses Interview durchzuführen. Wir haben zuerst ein paar Fragen an dich… Vielleicht kannst du uns erst einmal von dir erzählen, also wie du heißt, wo du früher gewohnt hast und wo du jetzt wohnst und vielleicht noch, wer alles zu deiner Familie gehört.

Silin: Ich heiße Silin Sukhaita und komme aus Ariha in Syrien. Jetzt wohne ich mit meinen Eltern und meinen zwei Brüdern in Westbevern.

LoNews: Willst du uns von deiner Geschichte/ der Flucht erzählen?

Silin: Zunächst war alles normal, doch dann hat Assad an einem Tag gesagt, dass wir nicht mehr raus dürfen. Deshalb musste dann auch mein Bruder noch am gleichen Tag aus dem Bauch meiner Mutter geholt werden und wir mussten schnell ins Krankenhaus kommen. Draußen waren viele Soldaten, die auch versucht haben, uns abzuschießen, aber wir haben es noch rechtzeitig geschafft. Danach sind wir für ein weiteres Jahr geblieben, aber dann ist unser Balkon halb abgebrochen, während ich mit meinem Vater darauf stand. Dort ist dann auch ein Flugzeug abgestürzt und in den Basar gestürzt, auf dem mehr als 100 Menschen waren. Draufhin haben wir geplant, in die Türkei zu fahren und von da aus nach Mazedonien, dann nach Serbien, nach Ungarn, nach Österreich und zum Schluss nach Deutschland. Dieser Weg war allerdings nicht einfach, so waren wir beispielsweise in Ungarn einen Tag lang im Gefängnis. In diesem Gefängnis war es ganz schlimm, weil 150 Menschen in einem Raum mit nur einer Toilette und wenig Essen waren. Nach diesem Tag sind wir dann weitergefahren und nach Österreich gekommen, wo es viel besser war, obwohl wir am Bahnhof schlafen mussten. Uns hat da auch eine Familie aufgenommen und wir haben Essen bekommen. Wir sind dann mit dem Zug nach Köln gefahren, wo auch meine Tante war, die schon vorher nach Deutschland gekommen ist. Und dann sind wir nach Westbevern gezogen.

LoNews: Das ist ja wirklich eine sehr bewegende Geschichte! Und wie geht es dir jetzt in Deutschland?

Silin: Jetzt ist es viel besser, aber ich habe trotzdem noch Heimweh, weil ich halt einerseits zurück will, andererseits will ich auch nicht zurück, weil da ja allesmögliche passieren kann. Meine Familie und ich sagen auch, dass unser Herz hier in Deutschland ist und unsere Seele in Syrien.

LoNews: Das klingt schön! Kannst du dir denn vwirklich orstellen einmal in deine alte Heimat zurückzukehren?

Silin: Nicht so richtig, aber irgendwie habe ich doch noch Hoffnung eines Tages zurückzukehren.

LoNews: Wir haben gehört, dass du ein Buch über deine Geschichte schreiben möchtest. Wie bist du darauf gekommen?

Silin: Als ich klein war, habe ich immer kleine Kindergeschichten gelesen und Wimmelbilder angeschaut. Nachdem ich in der ersten Klasse schreiben gelernt habe, habe ich angefangen Bücher zu basteln und Geschichten hineinzuschreiben. Diese sind dann über die Jahre immer länger geworden und in der vierten Klasse habe ich mir dann überlegt, ein Buch über eine wahre Geschichte zu verfassen. Dann bin ich auf die Idee gekommen, über meine Flucht aus Syrien zu schreiben.

LoNews: Das ist toll und wir glauben, es hilft auch vielen besser zu verstehen, wie schlimm so ein Ereignis ist. Das war es dann auch schon mit unseren Fragen, vielen Dank, dass du mit uns so offen über dieses, für dich mit Sicherheit schwierige Thema geredet hast. Wir wünschen dir weiterhin noch viel Erfolg, besonders mit deinem Buch!

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