Die WM in Katar stellt uns vor eine Auseinandersetzung auf ethischer und moralischer Ebene, die es insbesondere für eingefleischte Fußballfans schwierig machen sollte, sich für oder gegen einen Boykott der WM zu entscheiden.

Die Gründe für den Boykott wiegen wesentlich stärker als die gegen ihn, da auch die gängigen Argumente für das Schauen der WM einfach zu entkräften sind. So wird oft davon gesprochen, dass eine Boykottierung doch auch nichts bringen würde. Dies stimmt vielleicht bezogen auf die aktuelle WM. Doch ein verbreiterter Boykott hat immer einen Effekt für Menschen und auch für die Zukunft. Wir könnten ein Zeichen setzen. Die Realität und das Resultat der diesjährigen WM werden höchstwahrscheinlich Rekordumsätze für die FIFA sein, doch sind diese auch in der Zukunft garantiert? Würden mehr Menschen auch bei zukünftigen Großveranstaltungen und somit auch die Handlungen der FIFA boykottieren, bedeutet dies womöglich, dass sich die FIFA aufgrund sinkender Einnahmen gezwungen sehen könnte, etwas an ihrem Verhalten zu ändern. 

Nicht nur, dass die WM bewiesenermaßen durch Korruption an den Emirat Katar vergeben worden ist, was uns maßgeblich interessieren sollte, ist die brutale Verletzung der Menschenrechte und die Ausbeutung und Tötung tausender Gastarbeiter. Laut Amnesty International sind 6500 Gastarbeiter, vor allem aus Bangladesch, Nepal und Indien während der Bauarbeiten für die Stadien gestorben und das für einen Lohn von unter umgerechnet zehn Euro am Tag. Oft wird vergessen, dass von diesem Job auch das Schicksal der Familie im Herkunftsland abhängt. Die Frage, die sich mir und der Sportjournalistin Lena Cassel (Markus Lanz, 19.10.2022) dann stellt, lautet folgendermaßen: Wie viele Tote braucht es, bis wir die WM nicht mehr schauen? 

Wie ist es uns möglich die Spiele anzusehen und uns dabei gut fühlen zu können, wie sollten wir in der Lage sein, diese WM genießen zu können? Und macht das wahren Fußball aus, der Menschen weltweit verbinden und nicht töten soll? Hinzu kommen viele weitere Aspekte und Rechte, die Menschen in Katar verwehrt bleiben. Frauenrechte und die von Homosexuellen werden konsequent übergangen, wie uns WM-Botschafter Khalid Salman mit den Worten „Homosexualität ist ein geistiger Schaden“ verdeutlichte. Auch die Entscheidung, Katar als Austragungsort in Anbetracht der ungünstig heißen Temperaturen auszuwählen, kann unmöglich von einem rational denkenden Menschen getroffen worden sein. 

Um zu einem Schluss zu kommen, den man mit beinahe unendlich vielen weiteren Gründen für den Boykott hinauszögern könnte, bleibt Folgendes zu sagen: Entscheiden wir uns, unser Vergnügen an einer gekauften WM über das Leid und den Tod von tausenden Menschen zu stellen und die katastrophale Menschenrechtsrechtslage in Katar zu akzeptieren, sollten wir wirklich über unsere ethischen Standpunkte nachdenken. Meiner Meinung nach verhalten sich Menschen an der Macht mehr als egoistisch und geldgierig, sodass die Menschheit sich zurückzuentwickeln scheint. Also ist es unsere Aufgabe ein Zeichen zu setzen und schon allein durch das Boykottieren dieser WM die Förderung von Machtspielen, Unterdrückung und Ausbeutung zu stoppen. 

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